Eine Ärztin mit und für Leib und Seele

Über die Volkskrankheit Arthrose referierte die erfahrene Chefärztin der Ortopädischen Reha am Gesundheitszentrum in Waldsassen Elisabeth Eißner im Herz-Jesu-Pfarrheim.

 

Vor einem überaus interessierten Publikum wurde schnell klar wie sehr der Rednerin die Gesundheit ihrer Zuhörer am Herzen liegt. Dank ihrer langjährigen Erfahrung, ihrem Wissen um aktuelle neueste Studien gepaart mit einer gehörigen Portion an Humor auch über sich selbst gewann die Rednerin schnell das Vertrauen der anwesenden zahlreichen Besucher. Die Volkskrankheit betrifft durch das zunehmende Älterwerden mittlerweile nahezu jeden von uns, erklärte Eißner eingangs. Wissenschaftler haben heraus gefunden, dass unser Skelett auf ein Alter von rund vierzig Jahren ausgelegt ist - wir werden aber mittlerweile doppelt so alt.

 

Das Wort „Arthrose“ bedeutet übersetzt „Gelenkkrankheit“, wobei genau genommen der Knorpel gemeint ist. Männer sind davon meistens weniger betroffen wie Frauen, so die Rednerin, die auch die Unterschiede zu Rheuma, Gicht und Borreliose aufzeigte. Übergewicht, familiäre Hintergründe, Verletzungen und eine Fehlstatik können Arthrose deutlich begünstigen. Auch gebe es verschiedene Qualitäten an Knorpel, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Die Krankheit tritt nicht abrupt auf, sondern verläuft schleichend, womit man sie oft anfangs überhaupt nicht bemerkt. Vor allem am Morgen beim Aufstehen ist diese zu spüren.

 

Alleine beim Joggen trifft das Siebenfache unseres Körpergewichts auf unsere Gelenke, mahnte die Rednerin weiter. Deswegen warnte sie bei sportlicher Betätigung zu schnell zu viel vom eigenen Körper zu verlangen. Dennoch gilt das gute alte Stichwort "Wer rastet, der rostet". Regelmäßige sportliche Aktivität unter Entlastung des Körpergewichtes, wie zum Beispiel Übungen im Bewegungsbad oder mit Nordic Walking sind sehr empfehlenswert. Gelenke wollen bewegt werden, betonte Eißner, wer denkt die Bewegung komplett einstellen zu müssen, bewirkt das genaue Gegenteil. Die meisten Stellen an denen Arthrose auftritt sind Knie, Hüfte, Finger, Sprunggelenke und die Wirbelsäule.

 

Einen Zaubertrank für die Arthrose gebe es zwar leider nicht, jedoch könnten mit alten Hausmitteln, wie Quarkwickeln und Wärmeanwendungen, ebenso erhebliche Verbesserungen erzielt werden wie mit einer differenzierten medikamentösen Behandlung. Viele Werbungen im Fernsehen versprechen hier aber zu viel. Allenfalls einen Placebo-Effekt haben Salben, die angeblich tief in den Körper einziehen. Hier ist nach rund zwei Zentimetern aber Schluss, danach kommt nichts mehr an von der Salbe, mahnte Eißner und fügte schmunzelnd hinzu „Sinnvoll sind Salben aber überall dort, wo kein Speck dran ist“. Absolut Sinn machen diese deswegen beim Einreiben am Knie oder den Fingergelenken, nicht jedoch an der Hüfte.

 

Auch rechtzeitig warme Handschuhe anziehen, wenn es wie jetzt wieder kälter wird, ein Aromaöl oder ein warmes Dinkelkissen können zur Entspannung beitragen. Teufelskraut ist die natürliche Art von Aspirin oder Brennnesselkapseln wirken entzündungshemmend und dienen dem Abtransport von Harnsäure. Hier empfahl die Rednerin aber immer ausreichend zusätzlich zu trinken. Großen Wert legt die Chefärztin auch auf Physiotherapie. Deren Bedeutung wird vor allem von den Patienten zu oft unterschätzt. Eißner empfahl den Physiotherapeuten vor Ort gut zuzuhören und diese Übungen zu Hause auch zu wiederholen – selber anfangen und Verantwortung für den eigenen Körper übernehmen, lautete hier das Credo der erfahrenen Chefärztin.

 

Auch gezielte Injektionen ins Kniegelenk können bei einer leichten Arthrose hilfreich sein. Hier verwies Elisabeth Eißner auf die Injektionsmöglichkeiten mit aufbereiteter Substanz aus Eigenblut. Weiter ging sie auf Akupunktur, Strombehandlungen und Ultraschall ein. Ziel all dieser Maßnahmen sei es, das schnelle Fortschreiten der Arthrose hinauszuzögern. Auch die operativen Therapiemöglichkeiten wurden von der Referentin dargestellt. Der beste Zeitpunkt zu einer operativen Therapie sei derjenige, an dem die Lebensqualität durch die Arthrose erheblich eingeschränkt werde - trotz der oben beschriebenen konservativen Maßnahmen, die zuvor genutzt werden sollten.

 

Im Anschluss an den ausführlichen Vortrag nahm sich Chefärztin der Reha-Klink für Fragen viel Zeit für ihre Zuhörer. Nehmen sie den Arzt ihres Vertrauens und holen sie sich ruhig zwei bis drei Meinungen von Ärzten ein, bevor sie sich operieren lassen, so Eißner. So sagt eine Kernspinuntersuchung zur Bandscheibe beispielsweise nichts darüber aus, wo der Schmerz herkommt. Hier kann ihnen wieder eine guter Physiotherapeut oder -therapeutin weiterhelfen, unterstrich die Referentin den Stellenwert, der man dieser Personengruppe zukommen lassen sollte. In der voll besetzten Bücherei im Pfarrheim konnte KAB-Vorsitzende Claudia Porst viele Gäste begrüßen, darunter auch Pfarrer Markus Bruckner und Kaplan Justin Kishimbe.