Fastenpredigt

Zu einer zweiten Fastenpredigt lud der Pfarrgemeinderat in die Herz-Jesu-Pfarrkirche ein. Pfarrer Michael Hirmer aus Teublitz appellierte an seine Zuhörer die Fastenzeit bewusst zu nutzen. Unter dem Motto der Predigt „Umkehr kann Wunder bewirken“ erinnerte er die Zuhörer, auf was es im Leben wirklich ankommt. Der beliebte Kinder- und Jugendchor Bunte Töne gestaltete den Gottesdienst musikalisch.

 

Der aus Teublitz bei Burglengenfeld stammende Pfarrer legte mit seinem kleinen Elektroauto die rund 120 Kilometer nach Immenreuth zurück. „Da der nahezu leere Akku des Autos erst wieder aufgeladen werden muss,  kann es passieren, dass meine Predigt heute etwas länger dauert“, eröffnete der Geistliche mit einem Schmunzler den Gottesdienst. Die Lesung vom ersten Sündenfall und dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse wurde von Elisabeth Skolaude vorgetragen. Das Evangelium, dass Pfarrvikar Justin Kishimbe vorlas, handelte von der Versuchung Jesus, der allein in der Wüste fastete und dabei dem Teufel widerstand. Pfarrer Hirmer ging bei seiner Predigt auf das Evangelium ein, eröffnete diese aber mit einem Witz zu Versuchungen im Allgemeinen (siehe Kasten).

 

Jesus widerstand während er fastete dem Teufel drei Versuchungen, so Hirmer. Bei der ersten Versuchung wollte der Teufel dem hungernden Jesu dazu bringen, Steine in Brot zu verwandeln. Dieser entgegnete aber mit dem bekannten Spruch „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“. Der Geistliche führte dabei den Gläubigen ihren Alltag vor Augen, der anscheinend immer stärker getrieben ist nach einem Mehr an Geld, Ansehen und Kommerz. Den wahren Hunger, der in uns Menschen aber verborgen ist, ist der Hunger nach Trost, Anerkennung und ganz einfach Liebe, so der Geistliche. Er erinnerte beispielsweise daran, welcher Druck heutzutage auf Kinder und Schüler ausgeübt wird, die in der „Schule gefälligst zu funktionieren haben“.

 

Statussymbol Handy

 

Wenn bereits Viertklässler Nachhilfe bekommen, nur damit der Traum der Eltern in Erfüllung geht, damit ihr Kind aufs Gymnasium gehen kann und anschließend studiert, läuft etwas falsch in unserer Gesellschaft, so Hirmer. Genau dieses Verhalten ist auch auf anderen Gebieten in der Politik oder im Beruf immer wieder anzutreffen. Auf Kosten der Schwächeren und Armen in der ganzen Welt suchen wir unseren eigenen Vorteil. Vor allem mit der Droge Konsum werden dabei die eigentliche Fragen des Lebens überdeckt. Das Statussymbol Handy birgt dabei mit die meisten Gefahren. An die jungen Besucher des Gottesdienstes richtete der Pfarrer dabei die provokative Frage, was es ihnen bringe, wenn man 120 Freunde bei WhatsApp oder Facebook habe, wenn man sich aber sonst an keinen mehr wenden kann, wenn man wirklich einmal einen guten Freund zum Reden braucht.

 

Durch die Fastenzeit sollen auch den Erwachsenen die wahren Werte des Lebens wieder bewusster werden. Manchmal ist ein einfaches Gebet am Morgen oder Abend hilfreicher als ein gut gefüllter Kühlschrank mit dem man seinen Frust versucht bei Seite zu räumen, so Hirmer. Bei der zweiten Versuchung forderte der Satan Jesus auf, sich von einem der größten Tempel der damaligen Zeit herab zu stürzen. Hätte sich Jesus tatsächlich von Engeln hinab tragen lassen, wäre er in der heutigen Zeit wohl zum Superstar in den Medien avanciert. Für viele Menschen ist Ansehen und Prestige viel wichtiger als die Grundtugenden, die die tragenden Säulen unseres gemeinsamen Miteinanders sind. Man selber will immer der Beste und Schönste sein und vor allem nach außen hin als perfekt da stehen.

 

Germanys next Top-Model

 

Im Fernsehen wird nicht nur jungen Leuten, denen oft Vorbilder fehlen, solche Irrwege vorgegaukelt. Hirmer nannte dabei Sendungen wie „Germanys next Top-Model“, „Deutschland sucht den Superstar“ oder das „Dschungelcamp“ in einem Atemzug. „Nichts ist unmöglich“, wird dort nahezu vorgebetet, oder „Niederlagen sind nur für Verlierer“, obwohl wir Menschen gerade aus solchen Situationen viel lernen können. Führt dieser Medienrummel und diese Einstellung wirklich zu uns selbst, fragte der Redner in die schweigende Menge. Wir sollten Gott mit einem solchen Handeln nicht auf die Probe stellen, denn wir sind bereits geliebter Kinder Gottes mit allen unseren positiven und negativen Seiten, die uns aus machen. Eigenschaften wie Liebe oder gegenseitiges Vertrauen kann man käuflich nicht erwerben, warnte der Redner. Wer dies verinnerlicht hat, versteht den tieferen Sinn des Lebens.

 

Bei der dritten und letzten Versuchung forderte der Teufel Jesu auf, sich vor ihm nieder zu werfen. Das alte Thema Macht wird hier behandelt, brachte es der Geistliche auf den Punkt. Sie wird ausgeübt in der Politik, aber auch in der Schule, im Beruf oder in der Familie. Es kommt dabei schnell zum Machtmissbrauch, der dabei oft in Ohnmacht endet und die Betroffenen sogar lähmt. Nichts geht mehr weiter, es ist oftmals zum Verzweifeln, erinnerte der Redner auch an seinen früheren Schulalltag. Jesus hingegen entgegnete dem Teufel, man solle dem Herrn dienen. Macht zu gebrauchen heißt aus christlicher Sicht, ein Diener für seinen Nächsten zu sein. Hirmer erinnerte, dass Schüler nicht umsonst Lieblingslehrer haben, bei denen sie anscheinend mehr lernen als bei anderen Lehrkräften.

 

Ein sehr gutes Beispiel ist auch die väterliche oder mütterliche Liebe, die auch im Alltag im gegenseitigen Miteinander das Leben lebenswerter machen kann. Wir werden oft versucht auf Kosten anderer zu leben, um mehr zu sein als wir tatsächlich sind, so Hirmer. Bei den Fürbitten beteten die Gläubigen  für die hungernden Menschen und Verfolgten auf der ganzen Welt und vor Ort. Pfarrvikar Justin Kishimbe dankte Pfarrer Michael Hirmer für seine nachdenklichen Worte, sowie dem Kinder- und Jugendchor Bunte Töne. Auch die anwesenden knapp einhundert Gläubigen bedankten sich bei den jungen Sängerinnen und Sängern am Ende des einstündigen, aber kurzweiligen Gottesdienstes mit einem spontanen Applaus.

 

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Der junge Pfarrer Michael Hirmer ist nicht nur in seiner Heimatgemeinde für seine offenen Wege bekannt, vor allem junge Menschen und Familien wieder stärker für die Kirche zu begeistern. Dem sonst zurückhaltend und ruhig wirkende Geistlichen gelang es auch in Immenreuth, die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer schnell zu erreichen.

 

Die Predigt eröffnete er dabei mit einem Witz, in dem eine alte Frau seit Jahrzehnten jede Woche zum Pfarrer in den Beichtstuhl kommt und immer wieder ein lang zurück liegendes Verhältnis zu einem jungen Franzosen beichtet. Irgendwann fragt sie der genervte Pfarrer, warum sie das immer wieder tue. „Ich weiß, dass es unrecht war“, gestand die alte Frau dem Geistlichen, „aber es war halt so schön, dieser Versuchung nachzugeben“. Auch nach der Kommunion mussten viele Besucher zunächst schmunzeln über den Geistlichen. Nachdem die Bunten Töne ihr Lied „Laudato si“ beendet hatten, sang der Geistliche im Altarraum einfach so lange weiter, bis auch der Jugendchor und am Ende sogar alle Besucher erneut in den Kanon mit einstimmten. Bevor das Elektroauto des Pfarrers (siehe Bericht) wieder voll aufgeladen war, nutzte er auch nach dem Gottesdienst die Zeit um das Gespräch mit seinen Gästen zu suchen, bevor er in der Dunkelheit Richtung Schwandorf wieder verschwand.