Christen im Leiden

Ein tiefsinnigen Vortrag zum Thema „Christen im Leiden“ hielt Pfarrer Reinhard Forster aus Kirchenpingarten bei der KAB im Pfarrheim vor rund dreißig Zuhörern. Leid ist Leid und trifft Christen wie Nichtchristen, mahnte der Redner. Das Beten hilft aber auf dem Weg durch das Leid und kann auch sonst eine große Stütze im Leben sein.

 

Pfarrer Forster erzählte eingangs eine Geschichte bei dem gegen Gott in Abwesenheit prozessiert wurde. Dieser wurde wegen dem Leid auf der Welt wie in Auschwitz oder anderswo verklagt. Keiner bis auf den Satan wollte die Verteidigung übernehmen, der auch prompt den Prozess gewann. Das Leid ist der Fels des Atheismus, formulierte es Pfarrer Forster. Gott wird oftmals verantwortlich gemacht für derartige unschöne Situationen und als Sündenbock hingestellt. Ein Mensch, der lebt, muss von Geburt an Leiden bis zu seinem Tod unabhängig davon, ob er Christ oder Nichtchrist ist, so Forster.

Der Geistliche unterschied dabei das Leid auf materieller und emotionaler Basis. Materielles Leiden kann man zwischen arm und reich leichter unterteilen als emotionales Leiden. Diese ist in allen Gesellschaftsschichten zu finden und wird nicht immer erkannt, meist eingangs nicht einmal vom Leidenden selber. Das Leid führt dabei nicht selten zur Rebellion gegen Gott wegen seiner Ausmaße. Heutzutage haben wir es zunehmend auch mit Leuten zu tun, denen Gott egal ist. Diese sogenannten Untheisten unterscheiden sich von den bekannten Atheisten dadurch, dass ihnen die Diskussion um Gott komplett egal ist.

Es ist eine Utopie an ein Leben ohne der Existenz von Leid zu glauben oder gar Gott für das Leiden verantwortlich zu machen, so Forster. Auch der Marxismus hatte keine Antwort auf das Leid, der den Kapitalismus hierfür verantwortlich machte. Dieser sagte Leid ist gesellschaftsbedingt wegen den Unterschieden zwischen arm und reich. Aber genau das Gegenteil bewirkte der Marxismus schließlich. So war der Unterschied zwischen den Plattenbauten der Arbeiterklasse und den Luxusvillen der Politiker dort viel größer als im Westen und auf ein Auto durfte man in Form eines Trabis rund zwanzig Jahre warten.

Für das Leid gibt es keine schlüssigen Erklärungen, versuchte Pfarrer Forster klar zu machen. Leid kann man nicht erklären, man muss es mittragen. Nicht von ungefähr kommt der Spruch: geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude. Personen, die ein Leid erfahren, viele Ratschläge zu geben, ist dabei nicht immer unbedingt von Vorteil, so Forster weiter, denn Ratschläge sind auch Schläge. Beim Besuch eines Menschen im Krankenhaus, der am gleichen Tag seine Todesdiagnose erhielt, saß er minutenlang ohne ein Wort zu sagen an dessen Krankenbett, weil ihm selbst die Worte fehlten. Als er zum Gehen aufstand, bedankte sich der Betroffene mit Tränen in den Augen bei ihm dafür, dass er als einziger an diesem Tag nichts zu ihm gesagt habe.

Erlauben wir uns keine Urteile über die Ausmaße der Last, die ein Leidender zu tragen hat, so Forster. Wir werden ebenso auf die Frage „Warum?“ nie eine Antwort erhalten. Auch wenn das Leiden oftmals sehr schwer fallen kann, kann ein versuchtes Leben mit Gott in Harmonie jedem von uns sehr helfen. Der Weg durch das Leiden ist gemeinsam oftmals besser zu ertragen, auch wenn man manchmal die letzten Schritte alleine weiter gehen muss, schloss Forster seinen Vortrag.