Volkskrankheit Nr. 1

Theorie und Praxis: Nach den Informationen folgte eine kostenlose Blutzucker-Messung durch Diabetesassistentin Monika Kainz (links). Die Besucher bei diesem KAB-Vortrag nahmen das Angebot sehr gerne an.

Immenreuth. (mez) Alarmierende Zahlen waren beim KAB-Vortrag zum Thema Diabetes im nahezu voll besetzten Pfarrheim zu hören. Diabetesassistentin Monika Kainz klärte zur „Volkskrankheit Nummer 1“ in Deutschland mit einem rund 90-minütigen Vortrag auf. Sie sensibilisierte die Zuhörer zu diesem Thema und gab bei einem Diabestes-Quiz auch wertvolle Ratschläge für den Alltag, um auf Zuckerfallen aufmerksam zu machen. 

 

Vieles konnten die Besucher anfangs des Vortrages gar nicht glauben. Geschickt, und mit handfesten Beweisen durch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), ging die belesene Referentin auf die Entwicklung der Volkskrankheit Diabetes ein. Der rasche Anstieg der Diabeteszahlen in Deutschland ist erschreckend. Die Krankheit war nach dem Krieg bis hinein in die sechziger Jahre kaum verbreitet. Erst durch unsere immer größer werdende Wohlstandsgesellschaft machte der Diabetes sich allmählich auch in deutschen Wohnzimmern immer mehr breit, so Kainz, bevor die Zahlen seit dem Jahr 2000 sogar nach oben hin explodierten. 

Waren es früher meist Rentner, die davon betroffen waren, betrifft es heute aufgrund Ernährungsfehler und mangelnder körperlichen Bewegung bereits auch sehr viele junge Menschen. Täglich werden in Deutschland 700-800 Diabetes-Neuerkrankungen registriert. Die Zahl der deutschen festgestellten Diabetikern liegt zur Zeit bei 6,8 Millionen. Experten gehen zudem aktuell von einer Dunkelziffer von weiteren 3 Millionen Personen aus, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. Somit kommen wir auf mittlerweile geschätzte zehn Millionen in Deutschland, so Kainz. Weltweit haben wir erschreckende 422 Millionen Diabetiker zu registrieren.

 

Diabetes ist eine heimtückische Erkrankung, die einer hinterlistigen Schlange ähnelt, die sich langsam und unbemerkt anschleicht, ohne dass man es bemerkt. Die große Gefahr besteht darin, dass die Schlange irgendwann zubeißen kann und dadurch Gesundheitsschädigungen verursacht, die meistens nicht mehr reparabel sind, warnte die Referentin die Krankheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Monika Kainz erklärte die unterschiedlichen Erkrankungsbilder von Diabetes Typ 1 und Typ 2. Die Ursachen des Typs 1 sind bis heute noch nicht hundertprozentig geklärt, jedoch steht fest, dass es sich hier um eine Autoimmunkrankheit handelt, bei der von Anfang an nur eine Insulintherapie in Frage kommt.

 

Ganz anders ist es beim weit verbreiteten Diabetes Typ 2. Die Hauptursache für den alarmierenden Anstieg des Typs 2 ist das Übergewicht. Weitere Ursachen sind die Erbanlagen, eine ungesunde Ernährung und mangelnde körperliche Bewegung. Aus diesem Grund müssen Typ 2-Diabetiker vorrangig ihre Lebensweise überdenken. Nur durch bewusste Selbstverantwortung sich und seiner Familie gegenüber, sowie nachhaltigem Eigenengagement bei der Therapie- und Lebensführung kann der Betroffene gegenlenken. Die Basis einer jeden Therapie ist eine gesunde, vielseitige und vollwertige Ernährung. sowie ausreichend Bewegung in den Alltag einfließen zu lassen.

 

„Dreimal die Woche eine dreiviertel Stunde Bewegung an der frischen Luft“, empfahl die Referentin, um so das eigene Immunsystem automatisch zu stärken. Dies muss aber wie eine Ernährungsumstellung im wahrsten Sinne des Wortes in Fleisch und Blut übergehen und nachhaltig passieren. Es gilt den inneren „Schweinehund“ zu überwinden. Weiter ging Kainz auf die Tatsache ein, dass die Patienten immer jünger werden. Süße Limonaden, Fast Food wie Hamburger oder Pommes und Naschereien führen bereits in jungen Jahren zu Übergewicht. Hinzu kommt das Problem, dass Kinder ständig vor dem Computer oder Fernseher sitzen, anstatt wie früher nach der Schule draußen zu spielen. Wir müssen unseren Kindern wieder eine gesund Ernährung lernen, darauf achten, dass sie sich bewegen und Sport treiben, forderte Monika Kainz.   

 

Anzeichen, die auf Diabetes hinweisen können, sind oftmals Müdigkeit, Leistungsabfall, ständiger Durst, starker Harndrang, Infektanfälligkeit, schlechte Wundheilung oder Hautprobleme. Je früher der Zucker erkannt und gut eingestellt wird, umso besser lassen sich Folgeerkrankungen im ganzen Körper vermeiden. Ein hohes Risiko besteht bei hohen Zuckerspiegeln in den Gefäßen für Augen, Nieren, Herz, Füße, Nerven und Gehirn. Kainz stellte auch die neueste Methode der Zuckermessung mit einem Sensor vor, der im Gewebswasser des Oberarms ständig den Zuckerspiegel ermittelt. Minütlich können hier über zwei Wochen die Zuckerwerte abgefragt und dokumentiert werden. Leider wird diese Art der Zuckermessung zur Zeit nur von einzelnen Krankenkassen übernommen.

 

Der Vortrag endete mit einem interessanten Zuckerfallen-Quiz, bei dem die Zuhörer erraten mussten, wieviel Zuckerwürfel in den jeweiligen Lebensmitteln zu finden sind. Mit einer halben Tüte an Gummibären, also rund 100 Gramm, ist man hier ohne weiteres mit 26 Zuckerwürfeln dabei, musste der ein oder andere Besucher dabei feststellen. Aber auch Fruchtjogurts, Säfte oder Früstücksmüslis können bereits am Morgen zur Diabetesfalle werden. Vorsitzende Claudia Porst bedankte sich mit einem kleinen Geschenk für den informativen Vortrag, zu dem sie auch Kaplan Dr. Justin Kishimbe begrüßen konnte.