"Andere Perspektiven einnehmen !"

1. Fastenpredigt mit Pfarrer Edmund Prechtl

Immenreuth. (mez) Die Fastenzeit als Chance begreifen, lautete das Credo von Pfarrer Edmund Prechtl bei der ersten von vier Fastenpredigten, die derzeit in der Immenreuther Herz-Jesu-Kirche jeden Freitag im März stattfinden.

 

„Anders denken“ lautete das Thema der ersten Fastenpredigt von Pfarrer Edmund Prechtl in der Immenreuther Herz-Jesu-Kirche zu der der Pfarrgemeinderat eingeladen hatte. Drei Grundbotschaften hatte der Pressather Geistliche, der den Gottesdienst zusammen mit Kaplan Justin Kishimbe zelebrierte, den zahlreichen Gläubigen nach Immenreuth mitgebracht. Eingangs ging der Geistliche auf die Bedeutung der Fastenzeit im Allgemeinen ein. Ein Grundwort der Fastenzeit lautet „Kehrt um“, erinnerte Prechtl eingangs. Dieser Slogan kommt aus dem Griechischen und bedeutet im wörtlichen „denkt um“ oder „seht alles aus einer anderen Perspektive“. Er las dabei aus einem Leserbrief vor, der die Kirche aufs schärfeste kritisierte. Gott wohnt dort nicht mehr und die Pfarrgemeinden sind kurz vor dem Aussterben, so der Inhalt. Nach einer kurzen spürbaren Beklommenheit, forderte der Pressather Pfarrer auf, diese Aussagen von der anderen Seite her zu betrachten und einfach umzudenken.

 

Nicht nur die Lücken sehen

 

Er zeigte dabei einen kleinen Gartenzaun an dem zwei Latten zu fehlen schienen. Ich gebe Ihnen Brief und Siegel, so der Geistliche, den kann ich zeigen, wo ich will - jeder sieht nur die Lücken. Über die tatsächlichen Hintergründe, warum zwei Latten fehlen oder das bereits neun weitere Latten, also mehr als vier Mal so viel, vorhanden sind, interessiert sich kein Mensch. Kriterien, mit denen heute leider die Nachrichten in Print und Medien gemacht werden, bedauerte Prechtl zudem. Er forderte dazu auf nicht die Lücken und Fehler des Anderen ständig zu sehen, sondern das, was der Ehepartner oder die Kinder richtig gemacht haben. Den aufmerksamen Zuhörern gab er hierbei eine Hausaufgabe auf. Jeder soll schriftlich, also nicht nur im Geiste, sich jeden Abend in der Fastenzeit an drei Dinge erinnern und niederschreiben, die schön an diesem Tag gewesen sind. Diese Liste wird zu Ostern über einhundert schöne Situationen beschreiben, die sie persönlich miterlebt haben, versprach Pfarrer Prechtl.

 

Als zweite Säule des Umdenkens erinnerte Edmund Prechtl an oftmals egoistische Menschen, die gemein und streitsüchtig sind, andere gern piesacken und zur Weißglut bringen. Solchen „Herzerla´s“ gehen wir oft lieber aus dem Weg, auch wenn wir ihnen am Liebsten ein paar Ohrfeigen geben würden, so Prechtl leicht schmunzelnd. Aber auch hier forderte der Geisltich auf, umzudenken. Er fragte seine Zuhörer, ob sie schon einmal ein boßhaftes, ekelhaftes und gemeines Baby gesehen haben. Nach einem wiederholten Schweigen im Kirchenschiff fragte er weiter, was dann mit all den ehemals kleinen Menschen passiert ist, dass sie teilweise so geworden sind. Er bat darum zu versuchen, hinter die Fassade dieser Menschen zu schauen. „Verletzte Seelen verletzen“, sprach der Geistliche vielen Anwesenden ins Gewissen. Eine jede Boshaftigkeit ist dabei aber auch ein verzweifelter Schrei nach Liebe.

 

Glauben eine Art Liebesgeschichte

 

Als letzte und dritte Säule behandelte Prechtl den Glauben als eine Art Liebesgeschichte. Muss ich in die Kirche gehen, fragen diesen die Kommunionkinder oftmals. Und was müssen nicht erst wir Erwachsenen alles leisten, wie Beten, Beichten, Gottesdienste besuchen oder Almosen geben. Er bat sich an seine eigenen letzten Liebesgeschichten zu erinnern mit seinem Freund, Freundin oder Ehemann und Ehefrau. Wie oft kommt hierbei das Wort MUSS vor, stellte der Geistliche die Frage. Wo Liebe und Freiwilligkeit am Werk ist, da hört das Rechnen auf, was aber auch nicht unbedingt heißt, dass man alles immer  himmelhochjauchzend tut. Jesus hat uns es vorgemacht, jeden Tag aufs Neue bedingungslos zu lieben. Er holte den Zachäus vom Baum herrunter, wär hätte dies von euch genauso gemacht, fragte Prechtl in die Runde. Auch hätten die Menschen in der Bibel die Sünderin mit Steinen tot geschlagen, Jesus antwortete aber, wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Seien wir nicht nachtragend gegeneinander und begreifen die Kirche als Angebot zu einer Liebesgeschichte zu der jeder seinen Teil dazu beitragen darf und nicht muss, betonte Prechtl.

 

Bereits Kleinigkeiten, die wir bereit sind zu ändern, können das Zusammenleben und auch unser eigenes Wohlbefinden enorm verbessern, so das Credo von Pfarrer Edmund Prechtl, der auch hierzu die passende Geschichte parat hatte. Dies wird zwar nicht immer gelingen, aber immer öfter, versprach er mit einem kleinen Augenzwinkern den Gläubigen. Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Kaplan Justin Kishimbe bei Pfarrer Edmund Prechtl unter dem spontanen Applaus der zahlreich erschienen Gläubigen für die sehr gelungene und einfühlsame Fastenpredigt, sowie beim Kirchenchor für die musikalische Umrahmung. Die nächste Fastenpredigt findet am kommenden Freitag, den 17. März wieder um 19.00 Uhr in der Herz-Jesu-Pfarrkriche statt. Dieses Mal spricht Pfarrer Gerhard Pöpperl aus Regensburg zum Thema „anders leben?“. Der junge Geistliche referierte unter anderem bereits mehrmals zum Thema „Kirche im 21. Jahrhundert“, besitzt einen eigenen Facebook-Account und ist auch bekannt für seine gelegentlichen Kino-Gottesdienste. Die Bevölkerung ist hierzu wieder herzlich eingeladen.