"Wähle deine Worte weise !"

2. Fastenpredigt mit Pfäfekt Gerahrd Pöpperl

Präfekt Gerhard Pöpperl (rechts) nutzte den kleinen Empfang nach dem Gottesdienst, um sich mit seinen Zuhörern nicht nur über die Predigt auszutauschen.

Immenreuth. (mez) Zur zweiten Fastenpredigt lud der Pfarrgemeinderat ein – und wieder kamen viele Gläubige an einem normalen Werktag in die Herz-Jesu-Kirche. Dieses Mal predigte Gerhard Pöpperl aus Regensburg zum Thema „anders leben“. Der Präfekt des Priesterseminars Regensburg feierte zusammen mit Kaplan Dr. Justin Kishimbe den sehr gut besuchten Gottesdienst. 

 

Die Botschaft, die seine Zuhörer zum Nachdenken anregte, lautete dabei „Wähle deine Worte weise!“. In der heutigen Zeit werden wir nicht nur medial nahezu erschlagen mit Informationen und Mitteilungen, Werbungen und Worten, so der Geistliche eingangs. Diese inflationäre Wortwahl führt dazu, dass wir oftmals nicht mehr zwischen wichtigen und unwichtigen Dingen unterscheiden können. Zudem wird viel Unsinniges,  Un- oder Halbwahrheiten geredet und auch verbreitet, das ebenso auf uns hereinfällt und im Geiste verarbeitet werden muss, ob man will oder nicht. In einem Land der Dichter und Denker, dessen bester Rohstoff schon immer der Kopf war, sollte man auf seine Wortwahl wieder mehr achten und vor allem bedenken, was diese bei unserem Nächsten auslösen kann.

 

Pöpperl erinnerte dabei auch an die Lesung des Tages, in der durch eine radikale Wortwahl populistisch zum Mord aufgerufen wird, andererseits wurde im Evangelium durch eine gewandte Wortwahl ein Mord verhindert. Die Bedeutung des Wortes ist in der heutigen Zeit ebenso wichtig, wie dies vor tausenden von Jahren war, fuhr der Geistliche fort. So löst ein amerikanischer Präsident mit seinen unbedachten Twitter-Meldungen oftmals Ängste nicht nur bei eigenen Bevölkerungsgruppen aus, sondern diese werden auch weltweit diskutiert. Worte können eine gute und schlechte Bedeutung haben und vieles bewirken, resümierte der Geistliche. Er forderte dazu auf, stärker die Vorteile, also die positiven Auswirkungen von Worten zu gebrauchen.

 

Wenn ein Wort ein Gramm Gold wert ist

 

Ein „Dankeschön“ für die geleistete Arbeit oder ein einfaches „Auf Geht´s!“ zu seinem Mitmenschen gegenüber kann auf Dauer, aber auch schon beim ersten Wort vieles im täglichen Miteinander zum Positiven verändern. Der Geistliche schlug anschließend vor, sich den Gegenwert von Worten im Goldpreis vorzustellen. Der Preis für ein Gramm Gold beträgt derzeit knapp vierzig Euro. Welche drei Worte würden sie morgen sagen, um vielleicht selber das eine oder andere gute Wort zu erhalten, fragte Pöpperl in die Runde. Diese Art des Denkens werde einem vor allem ebenso besonders bewusst, wenn man sich die Bedeutung des Ausspruchs „jemanden sein Wort geben“ näher vor Augen führt. Worte sind auch mit Vertrauen, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Berechenbarkeit verbunden, mahnte der Redner.

 

Als weiteres Beispiel führte Pöpperl den Kartäuser-Orden in Frankreich an . Charakteristisch für die Kartäuser ist ihr Schweigen, ihre Einsamkeit und ihr Gebet. Die Einsamkeit der Kartäuser bedeutet Trennung von der weltlichen Welt. Sie haben keinen direkten Zugang zu Massenmedien. Nur der Prior des Ordens liest täglich die Zeitung und informiert die Mönche über wichtige Ereignisse. Besucher sind dort nicht zugelassen, außer Ordensinteressenten und den Angehörigen, die jährlich für zwei Tage zu Besuch kommen dürfen. Ansonsten widmen sich die Mönche dort ganz bewusst ausschließlich dem Wort Gottes. So weit müssen wir normale Christen sicherlich nicht gehen, so der Geistliche leicht schmunzelnd. „Wer aber seine Worte weise wählt, beginnt weise zu leben“, so die Botschaft.

 

Am Anfang war das Wort

 

Wer diesen Rat befolgt, wird Werte und Tugenden wie Dankbarkeit, Achtsamkeit und Freundlichkeit durch wenige bewusste Worte stärker vorleben. Dadurch werden immer wieder aufs Neue solide Taten folgen und zwar nachhaltig, versprach Gerhard Pöpperl. Deswegen unterstützen viele Gläubige diese bewusstere Lebensweise durch ihr Gebet an Jesus Christus, der diese Lebensweise uns vorgelebt hat. Unser Leben ist zudem dem Wort Gottes zu verdanken, so der Geistliche und verwies auf den ersten Satz des Johannes-Evangeliums „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Zum Abschluss der Predigt forderte Pöpperl seine aufmerksamen Zuhörer auf, keine leeren Worte zu verwenden, sondern eine Wortwahl, die das Leben verändern kann.

 

Kaplan Justin Kishimbe bedankte sich bei dem Gastredner für die Predigt. Bei einem anschließenden kleinem Empfang im Pfarrheim nutzte der junge Präfekt die Gelegenheit sich mit den Besuchern bei ungezwungen Small Talk miteinander auszutauschen. So berichtete der Geistliche von seiner Arbeit bezüglich der Jugendarbeit, wie den Kino-Gottesdiensten oder anderen Wegen mit denen man Gläubige für die Mitarbeit an der Kirche gewinnen kann, bevor der körperlich groß gewachsene Geistliche als Letzter den Empfang mit verlies, in sein Auto stieg und weiter nach Amberg fuhr, wo er ein Bockbierfest der dortigen Ministranten versprochen hatte noch zu besuchen. Ein engagierter junger Geistlicher eben, unterwegs im Namen des Herrn. Die vorletzte Fastenpredigt findet am Freitag, den 24. März wieder in der Herz-Jesu-Kirche statt. Es spricht der für seine ebenso gute Jugendarbeit bekannte Pfarrer Michael Hirmer aus Teublitz.