Der Mensch bleibt auf der Strecke

Immenreuth. (mez) Einen erfrischenden Vortrag zum Thema "Der Mensch bleibt auf der Strecke" lud die KAB in den Saal des Pfarrheims ein. Diplom Theologin Monika Enders-Dechant verdeutlichte, auf was es ihm Leben wirklich ankommt anstelle von Macht und Geld – und was man selbst dafür tun muss.

 

Noch vor ein paar Jahren dachte man bei dem Vortragsthema noch nicht so viel an Gewalt und Terrortaten wie heute, so die Referentin eingangs. Unsere Gesellschaft ist ständig und immer schneller Veränderungen unterworfen, bei der immer mehr Menschen auf der Strecke zu liegen drohen bleiben. Dies hat oft Stress im Beruf und Familie, sowie im sonstigen privaten Umfeld zur Folge, die wiederum Krankheiten auslösen können, die sich vor allem auf die Seele eines jeden Menschen auswirken. Monika Enders-Dechant warnte davor, sich mit Ohnmacht seinem Schicksal zu ergeben, da die Situation dadurch nur noch schlimmer wird. Unsere Spiritualität und Religiosität bietet eine Hilfestütze dafür, wieder auf die richtige Bahnen zu kommen und den eigentlichen Sinn des Lebens zu erkennen.

 

Als eine Art Anleitung dient hier die Maslowsche Bedürfnispyramide, so die Referentin, die auf drei Bausteinen aufgebaut ist. Auf der ersten Stufe werden unsere Grundbedürfnisse befriedigt, wie Bewegung, Nahrung, Schutz oder Gemeinschaft. Wer diese nicht erfahren kann oder darf, dem fehlen Grundvoraussetzungen, um ganz bis zur dritten Stufe zu gelangen, so die Referentin. Sie verwies hierbei auf die Tatsache, dass in Afrika oder anderen Krisengebieten dieses Jahr noch 60.000 Kinder verhungern werden, weil deren Eltern sich aufgrund der Bedrohungen durch Terroristen nicht auf die Felder trauen. Wenn Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden, können soziale Entwicklungschancen nur schwer genutzt werden. Der ohnmächtige Mensch bleibt auf der Strecke, da die Seele krank wird.

 

Bei jedem Menschen, der in der zweiten Stufe seine Persönlichkeitsentwicklung durchlebt, finden hingegen Entwicklungsbedürfnisse statt, angefangen vom Kleinkind, durch die Pubertät bis ins Erwachsenenalter. Je positiver eine solche Entwicklungsstufe für sich und vor allem auch seine Umwelt verlief, desto besser verläuft nun mal auch das weitere Leben, so Enders-Dechant. Wem Positives wiederfährt, gibt dies auch gerne an andere weiter, weswegen es sich lohne immer wieder aufs Neue an sich und seinem Ego zu arbeiten. Ellenbogen einzusetzen auf Kosten anderer, sei hier fehl am Platz. Auch Kränkungen oder ähnliche Vorkommnisse hemmen eine positive Entwicklung. Die Referentin gab hierbei teils auch humorvolle Tipps fürs Eheleben, die den Partner durchaus zum Umdenken bringen können ohne böses Blut zu erzeugen.

 

Der Mensch strebt in der zweiten Stufe nach Macht, Anerkennung und Selbstwert, um sich weiter zu entwickeln im Zusammenwirken mit anderen Menschen. Anerkennung tut uns allen gut, so Enders-Dechant, das brauchen Erwachsene wie Kinder. Letztlich sollten wir uns aber so entwickeln, dass wir für uns selbst wissen, was wir leisten und schaffen. Anerkennung sollte deswegen auch von innen her wachsen und nicht nur von außen erwartet werden, gab die Referentin als Tipp. Rituale und ein regelmäßiger Tagesablauf können große Stützen hierzu sein, hier den rechten Weg zu gehen. Eine mit sich selbst und seiner Umwelt im Reinen befindliche Person erreicht so die letzte Stufe der Maslowschen Bedürfnispyramide.

 

In ihr wird das selbstlose Wirken des Menschen und die Achtsamkeit mit seiner Umwelt deutlich. Hier findet man den Sinn des Lebens, so die Referentin, der mit den einfachen Worten „Lieben und geliebt zu werden“ umschrieben werden kann. Deswegen dient uns Jesus Christus als Vorbild und Richtschnur, dem wir in unserem Tun und Denken nachfolgen sollen. Viele Fragen sich hierbei verständlicherweise, welchen Preis man bereit sein muss, hierfür zu bezahlen, so Enders-Dechant. Sie gab den Tipp, das es hierbei immer wieder um eine aktive Entscheidung und Grundeinstellung geht, die ihnen Handlungsfähigkeit, Angstfreiheit und Sicherheit als Grundlage für alle weiteren Entscheidungen gibt.

 

Entscheidungen zu treffen, gibt auch Freiheit, auch wenn sie Verzicht auf andere Möglichkeiten bedeuten. Wir gewinnen aber wieder Orientierung und neue Wegstrecken auf unserem Weg zu Gott, schloss die Referentin ihren erfrischenden Vortrag. Bei einer anschließenden Diskussion gab die Referentin weitere nützliche Ratschläge für den Alltag, indem sie empfahl, auch Zeit für sich selbst zu reservieren, einen Freundeskreis bewusst zu pflegen oder eine Krise auch einmal als Chance zu verstehen. KAB-Ortsvorsitzende Claudia Porst, die unter den zahlreichen Zuhörern bei dem sehr gut besuchten Vortrag auch Pfarrer Markus Bruckner, sowie Kaplan Justin begrüßte, dankte der Referentin mit einem kleinem Präsent.

 

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Freiwilliges Handy-Verbot am Tisch

 

Immenreuth. (mez) Nützliche Tipps für den Alltag gab Monika Enders-Dechant bei ihrem Vortrag „Der Mensch bleibt auf der Strecke“. Die neuen Medien, vor allem in Form der Smartphones erzeugen oftmals Getriebenheit, die nicht nur unserer Gesundheit schaden, gab sie zu bedenken. Wir müssen nicht immer und überall erreichbar sein, hohe Verfügbarkeit erzeugt auch Stress. Was spricht denn dagegen, WhatsApp-Gruppen einfach einmal lautlos zu stellen. Wenn das Smartphone piepst, kommt dies in unserem Gehirn an und wir sind mit unseren Gedanken schon nicht mehr bei unserem Gegenüber, der aber unsere volle Aufmerksamkeit verdient hat. Enders-Dechant schlug vor, am Tisch beim Essen das Handy weit weg zu legen und fügte mit einem Schmunzler hinzu, vielleicht sogar für diese Zeit das Gerät ganz stumm zu schalten. So bleiben sie leichter und bewusster bei der Sache für sich und ihre Umwelt, um die Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale ihres Gegenübers besser zu erkennen und zu verstehen.