80. Geburtstag BGR Pfarrer Alfons Wurm i.R.

Predigt Pfarrer Alfons Wurm i.R. (Teil 1/2)

Liebe Pfarrangehörige,

 

ich freue mich, heute hier im ersten Bildungshaus der Diözese Schloß Spindelhof mit Ihnen mit Euch hier feiern zu können.

 

Ich bedanke mich dafür bei der Hausleitung Herrn Pastoralreferenten Wolfgang Stöckl und vor allem auch bei der Sozialpädagogin Michaela Schmid aus Döberein, sie ist die stellvertretende Leiterin des Hauses.

 

Wir Pfarrer - auch die Pensionisten - sind hier öfter zu Gast zu Einkehrtagen und um uns fortzubilden.

 

Halten wir jetzt bei diesem Gottesdienst ein wenig inne, um (in dieser modernen Kirche) nachzudenken, was uns wichtig ist, wie es uns im Glauben geht in unserer modernen Welt und Zeit, um nachzudenken über die vergehende Zeit, die wir noch vor uns haben und leben dürfen und was Gott uns sagen und uns immer schenken will.

 

Gerade bei unseren Geburtstagen wird uns bewußt, wie die Zeit vergeht. Die Zeit vergeht und wir mit ihr.

 

Da kann es durchaus sein, dass wir ins Grübeln kommen. Es liegt an uns, ob wir uns trotz der Erfahrung unserer Vergänglichkeit noch freuen können - ich bin überzeugt: aufgrund unseres Glaubens können wir es !

 

Immer wieder stellen wir fest, dass wir noch nicht am Ende sind mit dem, was wir erreicht haben. Vor allem die Älteren unter uns kennen das Gefühl der schnell vergehenden Zeit und mancher fragt sich: war das jetzt schon alles ? Immer wieder sind wir auf dem Weg, auf der Suche nach Neuem und Besserem. Wir sind auf der Suche nach dem vollen uns endgültigen Glück. Offensichtlich gehört das zu unserer menschlichen Natur.

 

Der Dichter Heinrich Böll drückt das so aus: Der Grund meines Glaubens ist die Erfahrung, dass ich mich hier nicht zu Hause fühle, dass meine Sehnsucht über dieses Leben hinausgeht.

 

Aber die bedrückende Erfahrung der vergehenden Zeit braucht dennoch kein Grund sein in Mutlosigkeit oder gar in Resignation zu verfallen.

 

Ich bin nun schon 10 Jahre in Pension in Regensburg. Wenn ich persönlich zurückschaue auf die Jahrzehnte in Immenreuth, so kann und darf ich das mit großer Dankbarkeit tun. Ich habe so viel an positiven Dingen erfahren dürfen, dass ich dafür nur dankbar sein kann.

 

Ich bin selber auch in meinem persönlichen Glauben gestärkt worden durch die Begegnungen mit Menschen in allen Situationen, die das Leben mit sich bringt. Ich meine, es ist immer wieder gut zurückzuschauen, das Erinnern kann helfen, das Leben und damit uns selbst besser zu verstehen.

 

Gar manches sieht man im Nachhinein anders, vor allem positiver. Und was an Schwerem hinter uns liegt, dürfen wir ruhig liegen lassen und vergessen. Gut, dass es nicht nur ein Erinnern, sondern auch ein Vergessen gibt. Daran erinnert uns der Apostel Paulus: Ich vergesse, was hinter mir liegt.

 

Die heutige Lesung vom Freitag in der 2. Adventswoche sagt uns etwas Wichtiges, nämlich was Gott für uns getan hat und vorhat und was sein Wille für uns alle ist:

 

Da heißt es: So spricht der Herr, dein Erlöser, der heilige Israels:

"Ich bin der Herr dein Gott, der dich lehrt, was für dich gut ist, der dich führt auf den Weg, den du gehen sollst."

 

Mit diesem Wort werden wir erinnert, dass wir auf unserem Weg nie allein sind und allein gehen müssen - und, dass Gott uns lehrt, was gut für uns ist.

 

Gott lehrt uns, er sagt uns, was gut für uns ist. Diese Lehre - was Gott uns sagen will - liegt uns vor allem vor in der Botschaft Jesu. Und die ist gut für uns. Papst Franziskus erinnert uns Verkünder daran, wir sollten das Wesentliche sehen, das ist zuallerst die Frohbotschaft, dann erst kommt das andere, die Lehre, die daraus zu ziehen ist. Der Kern der Botschaft Jesu ist keine abstrakte Theorie, kein Lehrsystem mit Gesetzen, Geboten und Verboten, das zwar auch, aber eben nur in zweiter Linie.

 

Das erste, was uns die Botschaft Jesu lehrt, das ist die Liebe Gottes zu uns Menschen. Dazu ist Jesus in die Welt gekommen, um die bedingungslose Liebe Gottes zu offenbaren.

 

Von der ersten bis zur letzten Seite der Bibel zielt Gottes Wille auf das Wohl des Menschen auf alle Ebenen. Biblisch gesprochen: Er will das umfassende Heil aller Menschen. Er will die Vollendung, das letzte Glück und Erfüllung aller Sehnsucht.

 

Wenn wir die Botschaft Jesu im Kontext, das heißt in der Zusammenschau mit der ganzen Botschaft lesen, dann dürfen, ja dann müssen wir das als das Wesentliche sagen: Gott ist die bedingungslose Liebe, die allen Menschen gilt, nicht bloß den Guten und Gerechten. Es kommt nicht darauf an, was einer leistet. Jeder ist wertvoll, keiner ist abgeschrieben.

 

Diese Botschaft Jesu heißt deshalb nicht zufällig Frohbotschaft! Und überall, wo etwas von froher und guter Stimmung im Leben durchscheint, da sind wir auf dem Weg Gottes. (Jesus nennt diese Befindlichkeit das Reich Gottes, es ist das verborgene Gegenwärtig-sein Gottes mit seiner Barmherzigkeit und Liebe.

 

Lesen Sie weiter auf Seite 2