80. Geburtstag Pfarrer Alfons Wurm i.R.

Predigt Pfarrer Alfons Wurm i.R. (Teil 2/2)

Kritische Menschen werden bei der Rede von der Liebe und Güte Gottes Zweifel befallen. In der Tat gibt es viele Dinge, die es uns schwer machen, hinter dieser Welt, in der wir Leben, die Liebe Gottes am Werk zu sehen.

 

Ein Mann mittleren Alters sagte mir mal: Ihr Pfarrer redet immer von der Liebe Gottes: Ich sehe davon zu wenig. Ich sehe zuviel Leid, Unglück, Ungerechtigkeit, Krankheit und Tod. Und Gott schweigt.

 

Da hat er recht: all das bealstet unseren Glauben an die Liebe Gottes. Die Verborgenheit Gottes war schon immer die größte Prüfung für unseren Glauben.

 

Das müssen wir nüchtern eingestehen. Es gibt vieles, was unser Verstehen weit übersteigt, wo Menschen mit Gott hadern und an seiner Liebe zu zweifeln beginnen. Aber keiner, der auf Gott und Christus sein Vertrauen setzt, bleibt ohne Trost.

 

Warum das Leben, unser Lebensweg mit allen Rätseln so sein muss, bleibt uns verborgen. Als Gläubige schauen wir auf Christus. Er ist hindurch gegangen durch alles Leid und Dunkel dieser Welt. Sein Leben, sein Sterben und vor allem seine Aufmerksamkeit zeigen uns, dass unser irdisches Leben mit allen, was schwer an uns lastet einschließlich dem Tod, nicht das Letzte ist.

 

Ein Theologe formuliert es so: Kreuz und Leid kann man nicht  v e r - stehen, sondern im Vertrauen auf Gott nur  b e - stehen.

 

In einem solchen Vertrauen können wir unser Leben, auch das Unverstehbare oder das uns sinnlose Erscheinende aushalten.

 

Themawechsel:

Ich möchte noch etwas ansprechen, was mir vor allem bei der jungen Generation aufgefallen ist. Es ist die Frage:

 

Was sagt die Bibel bzw. was sagt der Glaube zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen? Passt das zusammen?

 

Um es kurz zu sagen: Es passt zusammen.

 

Glaube und Wissenschaft schließen einander nicht aus, sie ergänzen sich. Wissenschaft und Glaube sind zwei verschiedene Weisen, die Welt zu erklären. Der Glaube gibt eine Antwort auf die Frage nach dem Woher, nach dem Urgrund des Ganzen und ob es ein Ziel gibt, auf das die ganze Evolution, die Entwicklung des Kosmos einschließlich uns Menschen zugeht. Darauf kann keine Wissenschaft eine Antwort geben.

 

Große Wissenschaftler - vor allem Astrophysiker und Quantenphysiker - sind heute dem Glauben an Gott gegenüber sehr positiv eingestellt, weil sie selber nur staunen können über ihre Forschungsergebnisse.

 

Von den Forschungsergebnissen können auch wir das Staunen lernen über die Wunder der Schöpfung, des Kosmos im Großen wie auch im Kleinen der Welt der Atome.

 

Dazu bloß ein Beispiel aus neuester Zeit:

 

Die NASA, das Forschungszentrum für Weltraumfahrt berichtet: der Galaxienkern in 12 Milliarden Lichtjahre Entfernung ist 20 Milliarden mal größer als unsere Sonne und produziert so viel Energie wie 1.000 Billionen Sonnen.

 

Es ist unmöglich, sich das vorzustellen, was hier in Zahlen ausgedrückt wird. Man kann nur schwach erahnen, was sich in den unvorstellbaren Weiten des ganzen Universums abspielt. Wenn das nicht zum Staunen ist.

 

Vom Staunen ist nicht mehr weit zum Glauben an den Schöpfergott. Das sehen auch ganz große Wissenschaftler so. Manche sind durch das, was sie in den letzten Jahrzehnten durch ihre Forschung zu Tage gefördert haben zum Glauben an den Schöpfer gekommen.

 

Hier einige Aussagen von ganz bekannten Wissenschaftlern, vor allem Physiker und Kosmologen:

 

Hans Peter Dürr, +2015 (Quantenphysiker und Nobelpreisträger, Max-Plank-Institut München) sagt: Alles, was wir erforschen können, ist nur die Kruste, der Saum der ganzen Wirklichkeit. Die Wirklichkeit an sich kennen wir nicht.

 

Was wir erkennen, ist nur eine kleine Insel inmitten eines grenzenlosen Ozeans des Unerklärlichen. Wir wissen nicht, wir raten nur.

 

Bei seiner wissenschaftlichen Forschungsarbeit - so sagt er - meine er oft, er habe es eher mit Geist als mit Materie und Naturgesetzen zu tun. Die Naturwissenschaft ist an einem Punkt angekommen, wo sie von der Wirklichkeit nur in Bildern und Gleichnissen reden kann, ähnlich wie es Theologen über Gott und die Glaubenswahrheit tun.

 

Und er meint deshalb: an diesem Punkt treffe man sich mit der Theologie, die Wissenschaft sei hier sozusagen eine Brücke von der Physik zur Metaphysik (also zur Welt des Glaubens). Er ist überzeugt: durch seine Forschung kann er etwas vom Schöpfer erahnen.

 

Ein anderer sagt: Die Wissenschaft nötige ihn zum Glauben an Gott.

Und ein Schmetterlingsforscher meint: Ich glaube nicht an Gott - ich sehe ihn.

 

Solche Aussagen von Wissenschaftlern sind für uns eine Ermutigung zum Glauben. Wenn schon die Wissenschaft so rätselhaft und wenig wissend von ihrem Fach redet, so brauchen und sollten wir uns als einfache Gläubige nicht wundern, wenn wir im Glauben, in den Glaubenslehren nicht alles verstehen können.

 

Ich schließe  mit einem Wort von Papst Franziskus: Allen ruft er zu: "Seid niemals traurige Menschen. Laßt uns niemals von Mutlosigkeit überwältigen, Jesus ist in unserer Mitte. Unsere Freude entspringt aus dem Wissen, dass wir mit ihm niemals einsam sind, selbst in schwierigen Situationen und Momenten nicht, wenn der Lebensweg auf Probleme und Hindernisse stößt, die unüberwindlich scheinen. Und davon gibt es viele."

 

Und an anderer Stelle heißt es: "Ein Christ kann gelassen bleiben, auch dann, wenn ihm nicht alles gelingt oder wenn er nicht weiß, was der morgige Tag bringt. Er hat keine große Angst vor der Zukunft."

 

Wunderbare Texte von Papst Franziskus.

 

Sie weisen in eine Zukunft und machen Mut zu einem befreienden und frohmachenden Glauben. Bei diesen Texten dachte ich unwillkürlich an den unvergessenen Eberhard Gottsmann aus Eschenbach, den viele von uns noch in Erinnerung haben. Diesen Geist der Gelassenheit wünsche ich uns allen, ganz gleich, was geschieht und was auf uns zukommt,

 

Amen.