KAB-Vortrag zum Aberglauben

 

Immenreuth. (mez) Einen Vortrag zum Thema Aberglaube hielt der Mitterteicher Pfarrer Bischöflich Geistlicher Rat Anton Witt im Pfarrheim bei der KAB. Dort wo der Glaube zur Haustür hinausgeht, kommt irgendwann der Aberglaube zur Hintertür wieder herein, lautete die auf den ersten Blick amüsante, aber beim genauen Hinsehen auch nachdenkliche Botschaft des kurzweiligen Vortragsabends. Der Referent ging auf Ursprünge und Auswüchse des Aberglaubens ein. Er bewies den Zuhörern anhand von einigen Beispielen aber auch, dass es heute viel mehr abergläubige Menschen gibt als frühers. Den gemeinschaftlichen Glauben an Gott kann man heute nicht mehr erzwingen, sondern er muss eine freie Entscheidung eines jeden Einzelnen sein.

 

Als Beispiel nannte der Referent hierbei den neuen Papst Franziskus I., der als Jesuit besonderen Wert auf Tugenden wie gebührende Demut, Ehrfurcht und Liebe erweisen legt. Aberglaube hingegen bedeutet, Dingen und Begebenheiten Kräfte zuzuschreiben, die sie von Natur aus nicht haben. Formen des Aberglaubens sind Horoskope, Talismane, Hellseher und in der heutigen Zeit auch esoterische Bewegungen wie weite Teile der Kinesiologie. Als Therapeut für derartige modische Trends kann man bereits nach Belegung eines Zweitageskurses sich bezeichnen, kritisierte Anton Witt. Er erinnerte dabei an den ehemaligen Fernsehpfarrer Fliege, der anscheinend jeder derartigen Modeerscheinung nachrennt, um selber im Lampenlicht zu stehen.

 

Die Ursachen des Aberglaubens waren früher wie heute bereits neben der Neugier des Menschen auch die Angst und die Ohnmacht vor meist weiteren Schicksalsschlägen, sowie ein gewisses Maß an Sicherheitsstreben. In der heutigen modernen Zeit kommt hinzu, dass durch eine immer größer werdende Kommerzialisierung des Aberglaubens viele schwarze Schafe ihren finanziellen Profit hieraus suchen. Obwohl nachweislich keine besonderen Wirkstoffe in derartigen Medikamenten nachgewiesen werden können, zahlen viele Leichtgläubige bereitwillig viel Geld dafür. Neben dem modernen Aberglauben ging der Referent unter anderem auch auf ältere Symbole wie der schwarzen Katze, sowie der Unglückszahl 13 ein und erklärte deren Ursprünge.

 

Menschen machten sich schon frühers zum Sklaven von derartigem Aberglauben. Prophezeiungen des Mühlhiasel oder von Nostredamus waren immer nur von allgemeiner Aussage, wie die heutigen Horoskope. Wenn nur ein kleiner Teil davon stimmt, stürzen sich die Medien, sowie geltungsbedürftige Personen darauf und versuchen zusätzlich durch Weltuntergangsstimmungen vor allem Aufmerksamkeit und Umsatz zu erlangen. Bei derartigen Prophezeiungen traut sich keiner eine genaue zeitliche Fixierung vorzunehmen. Dies ist auch nicht möglich, da die Zukunft nie fertig ist und bereits Kleinigkeiten diese verändern können , so Anton Witt. Keiner weiß die Zeit, noch die Stunde, zitierte der Redner dabei aus der Bibel, was Gott sei Dank auch gut so ist.

 

Das Ziel jeglichen Aberglaubens ist der Versuch der Beherrschung der Zukunft und der außersinnlichen Kräfte. Beim Glauben hingegen steht die Erfüllung von Gottes Willen, dem Vertrauen darauf und das Bewusstsein der eigenen Verantwortung im Vordergrund. Christen nutzen hierzu das auch in die Zukunft gerichtete Wissen und den Glauben an Gott selbst, während beim Aberglaube Zauberformeln, Beschwörungen oder gar magisches Handeln oder Handauflegen Gutes erzwingen sollen. Der Glaube verlangt aber auch persönliches Engagement, betonte der Geistliche. Bereits in der Schule wurden wir deswegen im Religionsunterricht damit erstmals konfrontiert. Aber auch beim Erwachsenenglauben tut es gut, sich regelmäßig selbst zum Beispiel mit Vorträgen oder auch Exerzitien zu beschäftigen.

 

Der Glaube an Gott ist eine Vertiefung des Grundvertrauens zur Welt und zum Leben, so Pfarrer Anton Witt. Aus dem Glauben kann man Lebensmut, Geborgenheit und auch Zuversicht gewinnen. In der Gemeinschaft tut man sich hier wie oftmals im Leben am Leichtesten. Personen, die nach langer Distanz zu Kirche sich hiermit wieder erstmals beschäftigen, fürchten oftmals die Vereinnahmung durch den Zwang zur aktiven Teilnahme daran und bevorzugen deswegen schnell wieder die Distanz hierzu. Was ihm bei vielen Kommuniongesprächen auch mit den Eltern immer wieder auffällt, ist, dass man bei den vielen Verpflichtungen und Terminen in der heutigen Zeit, das als erstes fallen lässt, was am wenigsten schreit, so Witt. Dies ist leider oft die Kirche und stellte hierbei Ähnlichkeiten zum ehrenamtlichen Engagement in Vereinen dar.