50-jähriges Priesterjubiläum

Immenreuth. (mez) Sein 50-jähriges Priesterjubiläum feierte der frühere Immenreuther Pfarrer Bischöflich Geistlicher Rat Alfons Wurm zusammen mit seiner ehemaligen Kirchengemeinde. Zahlreiche Immenreuther Vereine, Institutionen und Gläubige kamen in die voll besetzte Herz-Jesu-Pfarrkirche, sowie zum anschließenden Mittagessen in die ebenso bis auf den letzten Platz belegte Mehrzweckhalle der Gemeinde, um ihrem ehemaligen Pfarrer zu seinem Jubiläum zu gratulieren. Der langjährige Pfarrgemeinderatsvorsitzende Heinrich Thurn hielt eine feierliche, sowie auch nachdenkliche Laudatio.

 

Nach dem feierlichen Einzug in die Kirche, angeführt von den Kindern und Erzieherinnen des katholischen Kindergartens feierte der sich im Ruhestand befindliche Pfarrer Alfons Wurm zusammen mit seinem Kollegen Pfarrer Markus Bruckner, sowie mit den Ministranten einen festlichen Dankgottesdienst. Zuvor trug die Leiterin des Kindergartens Martina Daubner ein von Heidi Braunreuther verfasstes Gedicht vor. Es folgte das einstudierte Lied "Einfach Spitze" der fast vollzählig erschienenen Kinder des Kindergartens, sowie ein ebenso herzlich vorgetragenes Musikstück der Erzieherinnen, welche ihm das erste von zahlreichen Geschenken überreichten, die der Jubilar an diesem Tag erhielt.

 

In seiner Predigt, die Pfarrer Alfons Wurm bei diesem Gottesdienst selber hielt, mahnte er davor, dass der Glaube an Gott keine Vermutung sei, sondern eine Herzensangelegenheit. Musikalisch umrahmt wurde der feierliche Gottesdienst vom Kirchenchor unter Leitung von Sabine Melzner. Die vom Pfarrgemeinderat organisierten Feierlichkeiten in der Mehrzweckhalle wurden eröffnet durch den Kinder- und Jugendchor um Gerlinde Haberkorn mit dem einfühlsamen Stück "Wir san Momentensammler". Anschließend trugen die jungen Sänger erstmals das vom verstorbenen früheren Organisten Karl Stehbach komponierte "Immenreuther Lied" vor, deren Texte hierzu von seiner Frau Angela Stehbach stammen. Auch der Sängerbund und der Kirchenchor brachten dem Jubilar ein Ständchen dar.

 

Für die Pfarrgemeinde gratulierte Pfarrer Markus Bruckner zusammen mit seinem Pfarrvikar Pater Dr. Jacob Kudilumgal, sowie für die politische Gemeinde der zweite Bürgermeister Josef Hecht. Die bemerkenswerte Laudatio hielt der ehemalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende Heinrich Thurn, der dem Jubilar in seiner 33-jährigen Tätigkeit als Seelsorger für die Pfarrgemeinde lange Zeit zur Seite stand. Thurn erinnerte an das Wirken von Alfons Wurm, der in den Jahren 1972 bis 2006 in Immenreuth wirkte. Er zählte dabei unter anderem die unzähligen Gottesdienste auf, die er zusammen mit der Kirchengemeinde feierte oder erinnerte an die ebenso vielen Stunden an Religionsunterricht, die der Geistliche vielen der an diesem Tag auch anwesenden Personen gab.

 

Viele Immenreuther Paare gaben sich vor Pfarrer Alfons Wurm das Ja-Wort oder ließen ihre Kinder von ihm taufen. Von Wurm selber wurde jahrelang ebenso der Pfarrbrief gestaltet, wobei viele Gläubige sich dabei an die erste Seite mit dem regelmäßigen Leitartikel "Auf ein Wort" gerne zurück erinnerten. Heinrich Thurn blickte auch auf die Jugendarbeit zurück, um die der Geistliche sich immer kümmerte und ging auf die Ministranten, die Jugendchöre oder auch auf die Gebetskreise dabei ein. Pfarrer Wurm hat uns aber auch die Beichte abgenommen, Krankenbesuche unternommen und sich selber bei den Seniorennachmittagen immer mit eingebracht, lobte der Redner. Groß war sein Engagement auch bei den Vereinen, wobei er die Kolpingsfamilie mit gegründet hatte und bei der KAB, deren Präses lange Jahre war.

 

Zusammen mit dem Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung traf der Geistliche viele wegweisende Entscheidungen zum Wohle der Pfarrgemeinde. Thurn erinnerte dabei an den Kindergarten, der 1971 erbaut, im Jahre 1983 unter Wurm´s Amtszeit erstmals erweitert wurde. Ebenso ging er unter anderem auf den Bau des neuen Pfarrheims mit dem Saal und den vielen Gruppenräumen, sowie der Bücherei ein. Ein besonderer Höhepunkt war auch die 50-Jahr-Feier der Herz-Jesu-Kirche, sowie die  Primizen von Pater Martin Weichs im Jahre 1975, von August Müller (1977), Markus Schmid (1998), Manuel Thillman (2001), sowie auch noch von Pater Joachim Richter (2010). Thurn erinnerte mit der Renovierung der Kirche auch an das letzte große Projekt, bei dem der Geistliche noch mitwirkte.

 

"Gott zieht aber eine andere Bilanz", betonte der langjährige Weggefährte des Geistlichen Heinrich Thurn. Er dankte Alfons Wurm für fünfzig Jahre Arbeit im Weinberg des Herrn als Priester. Das Vertrauen auf diese göttliche Gnade, erfordert in der Folge aber auch ein menschliches Wirken, sich der Herausforderung seiner Berufung täglich immer wieder aufs neue zu stellen. Dies ist ähnlich wie bei einer Ehe, erläuterte der Redner anhand einer kleinen Geschichte nicht nur leicht schmunzelnd. Auch hier sehen wir uns alle ebenso Jahrzehnte nach unserer Hochzeit genauso immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber gestellt. Wir haben in all den Jahren einen als sehr tolerant wirkenden Pfarrer Alfons Wurm erlebt, so Thurn, der auf die Menschen zugehen kann und mit seiner menschlichen Wärme die Gläubigen seiner Pfarrei in die Arme nahm.

 

Er kommt dabei immer mit großem Verständnis auf einen zu, ist ein ausgezeichneter Zuhörer und geht auf die Probleme der Menschen ein. Wenn er selber Ruhe und Konzentration dazu brauchte, war der Spaziergang im Wald, am Kalten Bach oder einfach im Pfarrgarten-Häuschen immer angesagt. Thurn erinnerte auch an das ein oder andere Hobby von Alfons Wurm und erzählte, ebenso wie der Jubilar später selber, die ein oder andere Anekdote während seiner Amtszeit. Der Jubilar, der im Jahre 2006 auch die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde erhalten hatte, dankte allen Helfern über all die Jahre, sowie an diesem Tag. Er erinnerte zum Abschluss an die Worte von Papst Franziskus, der dazu auffordert, keine traurigen Menschen zu sein und sich vor allem um die wesentlichen Fragen im Leben zu kümmern und nicht um sogenannte Fragen der zweiten Ordnung.

Predigt von BGR Pfarrer Alfons Wurm

Immenreuth. (mez) Sein 50-jähriges Priesterjubiläum feierte Bischöflich Geistlicher Rat Pfarrer Alfons Wurm zusammen mit seiner ehemaligen Pfarrgemeinde. 33 Jahre lang predigte er in der Immenreuther Herz-Jesu-Kirche über das Evangelium, wie auch bei dem gemeinsam begangenen Dankgottesdienst am vergangenen Wochenende (wir berichteten). Der Geistliche forderte dazu auf, sich wieder stärker mit den wesentlichen christlichen Werten und Tugenden zu beschäftigen und nicht nur mit den oftmals alltäglichen Fragen des zweiten Ranges.

 

Eingangs seiner Predigt blickte der Geistliche auf seine Priesterweihe vor fünfzig Jahren zurück, als er im Dom zu Regensburg vom damaligen Bischof Rudolf Graber zum Priester geweiht wurde. Das II. Vatikanische Konzil befand sich damals gerade in der Endphase als der damalige junge Pfarrer Alfons Wurm im Jahre 1964 als Kaplan in Vohenstrauß anfing. Die Älteren unter ihnen wissen sicherlich noch, wie es in der Kirche war vor dem Konzil, erinnerte Alfons Wurm. Die Messe wurde in Latein gefeiert, der Priester stand mit dem Rücken zum Volk und die Predigt wurde von der Kanzel gesprochen. Aber auch das Verständnis der Kirche als Volk Gottes hat sich seit dieser Zeit stark geändert.

 

Der Geistliche nutzte die Predigt, um von seinen Erfahrungen zu berichten, mit denen er in den vergangenen fünf Jahrzehnten immer wieder konfrontiert wurde. Es geht im Grunde nicht nur um eine Kirchenkrise, so Wurm, sondern vor allen um den Glauben an den einen Gott an sich selbst. In einer solchen Zeit müssen wir uns auf das Wesentliche unseres Glaubens konzentrieren und diesen vorleben, mahnte der Geistliche. Alfons Wurm merkte hier vor allem an, dass er den Eindruck in all den Jahren gewonnen habe, dass es viele Missverständnisse und somit auch Vorurteile über Gott und die Kirche gebe, die oft durch "schuldlose Unwissenheit" und einem "Nicht-Bescheid-Wissen" entstehen.

 

Phrasen wie "Warum muss ich unbedingt Glauben ?" oder wie "Glauben ist Privatsache !" zeigen, dass der Stellenwert des Glaubens leider oftmals nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Oft habe er den Eindruck, dass vor allem junge Menschen nach dem Motto leben "Die Welt ist mir eigentlich genug, mehr brauche und will ich auch gar nicht". Die Technik und die Wissenschaft erkläre heutzutage doch alles Logische und Nachvollziehbare. Glaube dagegen sei nur eine vage Vermutung, so deren Credo, mit dem immer weniger Menschen etwas anzufangen wissen. Ein Computertomograph kann heutzutage feststellen, wo im menschlichen Gehirn das Denken und die Gefühle stattfinden, stellte unumwunden Alfons Wurm fest. Völlig unbekannt und unerklärlich bleibt aber, was der Inhalt dieser Gedanken ist und vor allem warum diese entstehen.

 

Nicht das Hirn denkt, sondern ich als Mensch und Individuum, antwortete Alfons Wurm auf diese Frage. Wo liegt letztendlich der Ursprung all unserer Gedanken, Worte und Taten, fragen sich bis heute auch selbst die berühmtesten Physiker wie Albert Einstein. Dieser gab ein klares Bekenntnis zum Glauben ab, indem er sagte, hier muss ein übergeordneter Geist oder Sache letztendlich dahinterstehen, von dem alles Handeln logischerweise ausgeht. Pfarrer Wurm richtete den Blick aber auch nach vorne in die Zukunft. Ein jeder Mensch habe zum Beispiel tief in sich drinnen auch Sehnsucht nach Geborgenheit, vollendetem Glück und Lebenssinn. Anhand der Liebe und des Leben von Jesu Christus wird deutlich, was dieser Gott uns sagen will, erläuterte Pfarrer Wurm an einigen Beispielen.

 

Es ist in der modernen Glaubenslehre nicht mehr die Rede wie im Mittelalter vom strafendem Gericht Gottes und der Hölle. Jesus Christus liebt bedingungslos, seine Liebe ist nicht abhängig von unserem Verhalten, so der Geistliche. Er ist eher als eine Art heilender Arzt, als Helfer und Freund zu verstehen. Es gehe nicht um Disziplinierung und Furcht vor Gott, sondern um Ehrfurcht, Heilung und vor allem um Vertrauen. Vor allem depressiv machenden Gedanken wirken sich heutzutage oftmals auch schnell auf die äußerliche Gesundheit aus. Dieses Wissen gebe nicht nur ihm als Pfarrer, sondern auch ihm selber als Mensch eine spürbare innere Sicherheit, betonte Alfons Wurm.

 

Vor allem beim für seine vorgelebte Bescheidenheit beliebten Papst Franziskus, kommt dies zum Ausdruck. Hier stehen die Gesten und Grundaussagen im Vordergrund. Auch wir sollten uns mehr mit den grundsätzlichen Werten und Tugenden wieder beschäftigen und nicht mit den Fragen der zweiten Ordnung. Die Menschen unserer Zeit erwarten beispielweise ein verständliches Reden über diesen Gott und den Glauben, so Alfons Wurm. Denn die Menschen haben Interesse am Glauben und suchen nach Halt und Orientierung. Diesen Weg und die Lösung hierzu müssen wir gemeinsam suchen und finden. Somit kann Glauben keine Privatsache sein, da jeder auch als Vorbild für diese Grundtugenden einen Beitrag hierzu leisten kann.