KAB-Vortrag Nahrungsergänzungsmittel

Immenreuth. (mez) Einen interessanten Vortrag hielt Theresia Kunz aus Tirschenreuth beim KAB-Ortsverband zu den in der Werbung oft gepriesenen Nahrungsergänzungsmitteln. Eine ausgewogene Ernährung mit gesunden Lebensmitteln ist viel mehr wert, lautete das Credo der Referentin in der nahezu voll besetzten Bücherei des Pfarrheims. Bei ihrem knapp neunzigminütigen Vortrag hinterfragte sie die Notwendigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln und tauschte sich immer wieder mit den Zuhörern dabei aus, gab zahlreiche Tipps und Hinweise auf was es bei einer gesunden Ernährung alles ankommt.

 

Eingangs erläuterte Theresia Kunz kurz aus was Nahrungsergänzungsmittel alles bestehen. So enthalten diese Nährstoffe wie Vitamine oder Mineralstoffe, haben eine ernährungsphysiologische Wirkung in konzentrierter Form, sind arzneitypisch in dosierter Form von Tabletten oder Kapseln erhältlich und stellen rechtlich aber keine Medikament dar. Hiermit begann aber auch schon die Kritik an den Wunderheilmitteln, wurde in der offenen Diskussionsrunde schnell klar. Den verbindliche Nachweispflichten, ob tatsächlich alles in den Tabletten drin ist, was auf den Verpackungen steht, gibt es nicht. Die Werbung verspricht durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oft ewige Jugend, Wellness, Gesundheit und Schönheit. Es wird suggeriert, dass die Einnahme auf wissenschaftlichen Studien basiert, womit Seriosität verbreitet werden soll. Fakt ist aber, dass es zu Nahrungsergänzungsmitteln keine umfassenden Studien gibt.

 

Ziel dieser Werbebotschaften ist es vielmehr den Konsumenten am besten gleich zum regelmäßigen Konsum über alle Altersschichten hinweg zu animieren. Rund eine Milliarde an Euros werden pro Jahr alleine in Deutschland an derartigen Tabletten und Kapseln verkauft, wobei jeder dritte Deutsche dabei als Konsument auftritt, verdeutlichte Theresia Kunz den Zuhörern die wirtschaftlichen Ausmaße des Handels mit Nahrungsergänzungsmitteln. Sie betonte dabei, dass sie niemanden ein schlechtes Gewissen einreden möchte, ging aber kritisch mit manchen Entwicklungen in unserer Gesellschaft um, die durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Sicherheit nicht geheilt werden können. Eine oft verbreitete Ausrede ist, dass man immer weniger Zeit hat, sich selber gesund zu ernähren, kritisierte die Referentin. Ein ungesunder Lebensstil lässt sich aber definitiv nicht mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgleichen oder gar beheben.

 

Auch was eine bewusst nachhaltige gesunde Ernährung ist, wird teilweise in den Schulen leider zu wenig gelehrt, bedauerte die Referentin. Einige Zuhörer erinnerten sich dabei an Mütter, die ihren Sprösslingen am Morgen beim Bäcker noch die ein oder anderen süßen Backwaren schnell mit in die Schule gaben, weil für eine gesunde Brotzeit mal wieder die Zeit fehlte. Auch das Fast Food und Functional Food stellt eine schlechte Entwicklung dar, die durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln nicht geheilt werden kann. Auch der Vorwurf unsere Böden und Gewässer werden immer schlechter entbehrt jeder Grundlage, stellte die Ernährungstrainerin klar fest. Diese sind hervorragend und werden vor allem in Deutschland zudem so streng überwacht wie sonst nirgendwo. Die Referentin stellte hingegen provokativ die Frage, wie viel Zeit wir uns heute überhaupt noch nehmen für die Zubereitung einer gesunden Mahlzeit.

 

Der Begriff Mahlzeit sah die Referentin zurecht als eine Art Kulturform an, die leider immer mehr ebenso verloren geht. Die meisten Gespräche in einer durchschnittlichen Familie fanden früher beim Essen statt. Essen ist auch etwas kommunikatives, was den Zusammenhalt in den Familien deutlich stärkt, unterstrich die Referentin ihre Aussagen. Die Menschen in Deutschland sind bei einer ausgewogenen durchschnittlichen Ernährung sehr gut mit Nährstoffen versorgt, lautete ihr Credo. Haben sie dabei nicht gleich immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie ein Stück Torte oder ein Glas Wein genießen. Auf die Ausgewogenheit kommt es bei der Ernährung an. Maß halten ist zudem eine von vier platonischen Kardinalstugend. Bei einer zu starren Haltung in eine Richtung kann man dabei aber schnell vom richtigen Weg abkommen. So kommen konsequente Veganer auf Dauer nicht ohne Nahrungsergänzungsmittels aus, gab die Referentin zu bedenken.

 

Andererseits konsumiert der durchschnittliche Deutsche täglich 250 Gramm an Fett, obwohl nur 30-50 Gramm gesund wären. Einen Nutzen stiften Nahrungsergänzungsmittel hingegen bei Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren (Folsäure) oder beispielsweise hochbetagten Personen, die nur noch wenig Nahrung aufnehmen können. Ebenso sind diese sinnvoll bei Personen mit Krankheiten oder Unverträglichkeiten. Viele Menschen bekommen auch zu wenig Sonnenlicht ab und bedürfen deswegen dem Vitamin D. Als kontraproduktiv bezeichnete Theresia Kunz hierbei aber das Vorgehen, Kinder mit einem Lichtschutzfaktor der Stärke 50 einzuschmieren, und bezeichnete die Stärke 20 als absolut ausreichend. KAB-Vorsitzende Claudia Porst bedankte sich für den informativen Vortrag. Nicht ohne Grund liegen bei unserem Erntedankalter vollwertige Lebensmittel und nicht irgendwelche Tabletten oder Kapseln vor dem Altar, gab sie zu bedenken und dankte für die Bewusstseinsstörung die die Referentin bei viele Zuhörer an diesem kurzweiligen Abend bewirkt hatte.