Vom Sicherheitsfaden in jedem Netz
Zum Thema Netze und deren positiven wie negativen Auswirkungen auf den Menschen referierte der ständige Diakon Martin Schraml bei der dritten Fastenpredigt in der Herz-Jesu-Pfarrkirche.
Als er vor kurzem vom Urlaub in den Bergen auf einer Hütte träumte, stellte ihm sein Kind plötzlich die Frage „Gibt’s da überhaupt ein Netz?“. "Das Internet oder das
Handynetz ist überall und immer das Thema Numero 1", begann der Diakon seine Predigt. Es kann uns helfen im Leben, es kann aber auch Macht über uns gewinnen, uns abhängig machen und uns vom Leben
abhalten. Nicht nur unsere Jugendlichen sind da einer großen Gefahr ausgesetzt.
Es liegt im Wesen des Menschen, dass wir einander begegnen wollen. Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine bleibt. Netzwerke sind ein idealer Ort für solche Begegnungen. Die Einteilung in „gute"
und "schlechte" Netze funktioniert dabei aber nicht so einfach. Jesus schenkt uns einen neuen Blick auf die Dinge, indem er uns rät, daß wir beides wachsen lassen. "Nix schlechts ohne wos guads"
erinnerte Schraml an eine alte Volksweisheit.
Wenn eine Gemeinde vom guten Miteinander geprägt ist, wo man einander mit Wertschätzung begegnet, wo jedem auch das zugestanden wird, was ihn ausmacht, dann dient das allen und in so einem Netz
fühlen uns aufgehoben. Wenn es aber dazu kommt, dass sich Grüppchen bilden, dann gerät das Netzwerk einer Gemeinde ins Wanken und es bekommt Löcher.
Ähnliches erleben wir in der Familie, wenn durch Neid und Einzelinteressen es zu Rissen kommt. Der Bibelspruch „einer trage des andern Last“ wird dann durch modern klingende, aber schlimme Phrasen
ersetzt wie „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“ Dies führt unaufhaltsam aber zum Absturz solcher wichtigen Netzwerke.
Auch in der Vereinswelt und am Arbeitsplatz kommen die besten und schönsten Erlebnisse für die Mitglieder und Mitarbeiter dort zustande, wo es den berühmten Teamgeist gibt, dem man sich freiwillig
unterordnet, weil man erkannt hat, dass es nur miteinander geht. Dort aber, wo dieser Wille zur Gemeinsamkeit schwindet, wird auch das Netzwerk schnell löchrig.
Ebenso ist das Internet nichts anderes als die Erfüllung einer urmenschlichen Sehnsucht nach grenzenloser Begegnung, nach weltweiten Kontakten, so Schraml. Diese Errungenschaften haben wir uns aber
teuer erkauft. Hass und Hetze im Netz, der drohende Cyberkrieg mit Putin oder Pornographie, Gewalt, Cybermobbing und schließlich die zerstörerische Internetsucht spalten ganze Familien und
Freundschaften und machen die eigentliche Persönlichkeit eines jeden Menschen kaputt.
Das Ganze scheint uns über den Kopf zu wachsen und erinnerte an Goethes Ballade indem der Zauberlehrling „die Geister, die ich rief, werd‘ ich nun nicht los …“ ruft. Die entscheidende Frage ist für
uns, wie wir heraus finden, wann ein Netz noch gut ist und wann es zum Schaden wird.
Solange ein Netzwerk Raum lässt für Barmherzigkeit wohnt darin letztlich auch die Liebe. Das heißt aber auch, wo ein Netzwerk diese Barmherzigkeit verliert, wo es kalt und hart wird und uns
unsere Freiheit raubt, ab diesem Moment sollten wir überlegen, ob ein solches Netz unserer Seele mehr schadet als es nützt, so der Geistliche.
Die Fastenzeit ist eine Gelegenheit zu prüfen, ob die Verbindungen und Strukturen, in denen wir leben, Spuren der Liebe Gottes aufweisen. Diese Spuren lauten Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit,
Wertschätzung, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Geduld, Gewaltlosigkeit, aber auch Tapferkeit und Mut.
Jedes Netz, dass eine Spinne webt, hat als wichtigsten Faden den Sicherungsfaden für den Moment der Gefahr. Bauen wir in unsere Netze doch auch einen Sicherheitsfaden namens Jesus ein, forderte der
Diakon. Das ist der Faden, der uns mit Gott verbindet, der unseren Verbindungen Festigkeit und Halt gibt, lautete die Botschaft an diesem Abend. Dieser Faden sichert uns aber auch die Freiheit,
auszusteigen, wenn es uns zuviel wird. Er erinnert uns im rechten Moment daran, worum es eigentlich im Leben geht.
Der wichtigste Faden des Netzwerkes geht immer nach oben. Auch Gott will mit uns vernetzt sein. Und bei Gott keine Funklöcher, so der Geistliche zum Abschluss seiner Predigt leicht schmunzelnd.
Möglicherweise müssen wir manchmal das Handy nur ausschalten, um ihn zu hören. Pfarrvikar Dr. Linus und Pfarrgemeinderatssprecher Roman Melzner dankten Martin Schraml für seine nachdenklichen Worte,
sowie allen Mitwirkenden und Besuchern der insgesamt drei Fastenpredigten.
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