KAB-Bildungstag zur TAFEL

Immenreuth. (mez) Alljährlich treffen sich die KAB-Ortsverbände des Kreisverbandes Kemnath zu einem Schulungstag, um ein aktuelles Thema zu behandeln. Dieses Mal fand das Treffen im Pfarrheim Immenreuth statt. Erfreut zeigte sich der KAB-Kreisvorsitzende Josef Kohl aus Kirchenlaibach über die Tatsache, dass mit dem Dipl.-Sozialpädagogen Gero Utz vom Caritasverband Regensburg ein erfahrener Referent gewonnen werden konnte. Dieser beherrscht nicht nur die Theorie der Tafeln in- und auswendig, sondern kennt durch sein zusätzliches ehrenamtliches Engagement bei der Schwandorfer Tafel auch die tatsächliche Praxis mit all ihren Problemen vor Ort.

 

Kreispräses Pfarrer Johann Riedl wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die Idee der Tafel, wenn auch etwas abgewandelt, mehr als dreitausend Jahre alt ist. So wird bereits im Alten Testament darauf mehrmals verwiesen, denen, die an Mangel leiden, zu helfen. Mit der Einführung der Tafeln vor rund zwanzig Jahren wurde diese Form des gegenseitigen Helfens in materieller, sozialer oder sonstiger Not wieder neu belebt. Eingangs zeigte Gero Utz anhand der "Bedürfnispyramide" auf, dass sicher zuvorderst einmal die Not an Essen, Trinken und Kleidung am häufigsten erscheine, die die Tafeln mindern sollen. Aber auch das Bedürfnis an Sicherheit, sozialen Kontakten, Wertschätzung und schließlich der Selbstverwirklichung darf dabei nicht unterschätzt werden. Deshalb sind die Tafeln mehr als nur günstige Versorgungsstationen für Arme. Sie fördern durch das Zusammentreffen Gleichgesinnter die Milderung der alltäglichen Sorgen.

 

Wer ist arm oder wer gilt als arm? Diese und ähnliche Fragen treffe er stets als erstes in Zusammenhang mit den Tafeln an. Einfühlsam betonte der Referent dabei, dies möglichst weit hinten an zu stellen. Wer sich dazu überwindet, zur Tafel zu gehen, der sollte nicht in erster Linie über seine Bedürftigkeit befragt werden. Die Nachweisregeln sind bei den einzelnen Tafeln in ganz Deutschland zudem äußerst unterschiedlich und die gemachten Erfahrungen ebenso. Sicher geschieht auch immer wieder einmal Missbrauch, doch halte sich dieser in sehr engen Grenzen. Dabei berichtete er von einer Geschichte, die ihm selbst widerfuhr. Etwa wöchentlich einmal tauchte ein mit drei bis vier Bedürftigen besetztes Taxi auf, deren Insassen sich in der Tafel mit Waren versorgten. Bald kursierte die Frage, ob denn diese Leute nicht zu Fuß gehen könnten und wie sie das Taxi zahlen könnten. Es stellte sich heraus, dass ein sozial eingestellter Taxifahrer einigen bedürftigen Familien anbot, sie kostenlos einmal die Woche zur Tafel zu bringen und wieder heimzufahren.

 

Besonders wichtig war es Gero Utz bei seinem Vortrag, immer genau hinzuschauen. Die Tafeln leben ausschließlich von der Ehrenamtlichkeit und von der Spendenbereitschaft der Firmen oder Märkte. Die ehrenamtlichen Diensttuenden in den Tafeln erkennen aus Ihrer Erfahrung heraus sehr rasch, wenn einmal scheinbar Unbilliges geschehen sollte. In Deutschland gibt es derzeit etwas mehr als eintausend Tafeln. Zur Verteilung kommen grundsätzlich Waren, deren Haltbarkeitsdatum kurz vor dem Auslaufen sei. Deshalb geben solche Lebensmittel die Zentrallager der Supermärkte oder Großbäckereien kostenlos ab. Die Ausgabe an Bedürftige erfolgt ebenfalls in unterschiedlichsten Formen. Wunschnachfragen können verständlicherweise am Seltensten erfüllt werden. Manche Tafeln verlangen zur Deckung ihrer Unkosten wie Miete, Strom oder Fuhrpark für die Einsammlung der Waren einen Fixbetrag von zwei oder drei Euro. Wieder andere stellen selber Essenspakete zusammen und verteilen diese.

 

Die Abgabe der Waren ist verständlicherweise sehr abhängig vom Angebot der verschiedenen Lieferanten und Abgeber. So ist es fast unmöglich, feste Vorgaben für den Betrieb einer Tafel zu machen, da schlicht und einfach die Voraussetzungen äußerst unterschiedlich sind. Es kommt sogar vor, von Geldspenden Waren zuzukaufen, was der Redner selber aber strikt ablehne. Als Resümee des Tages stellten der Referent und die anwesenden Zuhörer übereinstimmend fest, dass die Einrichtung und der Betrieb der Tafeln sicher neben den Vorteilen auch gewisse Nachteile mit sich bringt. Sicher sei aber, dass es zweifellos besser sei, Übriggebliebenes kostenlos oder fast kostenlos weiterzugeben, bevor es in die Mülltonne wandert. Denn schließlich handelt es sich um wertvolle Lebensmittel und für die Empfänger ist es oft eine große willkommene Hilfe.

 

Kreisvorsitzender Josef Kohl dankte dem Referenten Gero Utz, der auch stellvertretender Diözesanvorsitzender der KAB ist, für seine aufschlussreichen Ausführungen und überließ ihm ein kleines Reisegeschenk für die Heimfahrt. Dem Ortsverband Immenreuth dankte er für die Organisation des Tages und Versorgung mit Speisen und Getränken. Er konnte neben den zahlreichen Interessenten auch die Geistlichen Pfarrer Dr. Josef Waleszczuk aus Pullenreuth, Kreispräses Johann Riedl aus Neusorg und Pfarrer Markus Bruckner von der Pfarreiengemeinschaft Kulmain/Immenreuth herzlich willkommen heißen. Weiter bat er die anwesenden KAB-Gruppen mit dem Kreiskassier Alois Melzner die Abrechnung des Zuschusses für die einzelnen Veranstaltungen vorzunehmen, die über die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) laufen. Zum Abschluss gab Kohl noch den nächsten Termin für die Kreisversammlung mit Neuwahlen am 28. April 2017 im Pfarrheim in Kastl bekannt.

Ehrung

Kreispräses Pfarrer von Neusorg Johann Riedl, Pfarrer Dr. Dr. Z. Josef Waleszczuk, stellvertretender Diözesanvorsitzender Gero Utz und Kreisvorsitzender der KAB Josef Kohl aus Kirchenlaibach

Immenreuth. (mez) Beim Bildungstag der KAB des Kreisverbandes Kemnath am vergangenen Samstag im Pfarrheim Immenreuth überreichte der stellvertretende Diözesanvorsitzende der KAB Gero Utz die rote Ehrennadel des Verbandes an Pfarrer Dr. Dr. Zbigniew Josef Waleszczuk für dessen Verdienste um die KAB in der eigenen Pfarrei, aber auch auf Ebene des Kreisverbandes in zahlreichen Vorträgen. Es ist die höchste Auszeichnung der KAB. Seit dem Jahre 2000 wirkt der Geehrte erfolgreich in seiner Pfarrei Pullenreuth. Seine erste Doktorarbeit widmete er dem Gründer der KAB, dem Mainzer Arbeiter-Bischof Ketteler, bevor er noch ein Soziologiestudium mit einem zweiten Doktortitel in Bayreuth an der dortigen Universität anschloss. Neben seinen Aufgaben als Ortspfarrer ist Pfarrer Josef Waleszczuk zudem mittlerweile auch Privatdozent an der katholischen Universität in Eichstätt. Rund zwanzig Bücher zu Bischof Ketteler, sowie zu sozialen Themen und Globalisierung oder seiner Heimat Polen hat er in seiner knappen Freizeit verfasst. Waleszczuk stammt aus der Diözese Wroclaw (früher Breslau) und kam 1997 wegen seiner ersten Promotion über Ketteler nach Frankfurt am Main, bis er schließlich in Pullenreuth in der nördlichen Oberpfalz landete.